10.05.22 – Offline-Shopping

Die Innenstadt als Erlebnisraum

Die Studie „Die Zukunft des Einkaufens: Wie Innenstädte sich verändern“ von Lifestyleslab und Peak Ace hat Menschen zu ihrem Einkaufsverhalten befragt und verweist auf Möglichkeiten für den stationären Einzelhandel.

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Trotz steigender Beliebtheit des Online-Shoppings können sich viele Menschen ein Leben ohne Innenstadt nicht vorstellen. © puhhha - stock.adobe.com

 
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Es gibt viele Gründe, vor Ort einzukaufen. Neue Konzepte rund um Digitalisierung und Mobilität können die Entscheidung für den Einkauf in der Stadt noch stärker begünstigen. © Lifestyleslab/Peak Ace

 

Seit dem Beginn der Pandemie haben laut einer aktuellen Mastercard-Studie über die Hälfte der Deutschen mehr online eingekauft als je zuvor. Der Onlinehandel verfolgt große Ziele und will 2021 sogar die 100-Milliarden-Grenze knacken. Die aktuelle Entwicklung beschreibt Gero Furchheim, der Präsident des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh), so: „Wir sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Doch bedeutet das Wachstum der einen Branche das Aus für die andere?

 Dass der stationäre Handel aktuell leidet, lässt sich auch an den erhobenen Daten der Studie erkennen. Nur 13,56 % der Befragten von Lifestyleslab und Peak Ace nutzen den Einzelhandel vor Ort zum Bummeln und Schaufenstershopping und lediglich 7,65 % sehen Shoppen als soziales Ereignis. Die Fragen, die sich nun stellen, sind: Was wird aus den leerstehenden Geschäften und wie sieht die Zukunft unserer Innenstädte aus? Und wie können die Menschen zurück in die Städte geholt werden? Was muss passieren, damit Stadtkerne eine neue Dynamik bekommen?

Offline-Shopping: Warum das Geschäft vor Ort unersetzbar bleibt

Obwohl also Online-Shopping immer beliebter wird, können sich viele Menschen ein Leben ohne eine Innenstadt nicht vorstellen. Fast die Hälfte (45 %) der Befragten der Studie geben an, gerne im stationären Einzelhandel einzukaufen. Viele Studienteilnehmer, die offline shoppen, sorgen sich zudem um die Einzelhändler in ihrer Region und kaufen bewusst bei Geschäften in der Nähe ein. Damit zeigen sich durchaus die Bemühungen sowie die Bereitschaft für einen Besuch in der Innenstadt. Dafür sprechen auch zahlreiche Projekte von ursprünglich reinen Onlinehändlern, die inzwischen stationäre Geschäfte in deutschen Innenstädten eröffnen.

 Viele Verbraucher gehen gern in die Innenstädte, weil sie nach bestimmten Produkten suchen oder sich inspirieren lassen wollen. Hinzu kommen der persönliche Kontakt, das direkte Anprobieren, wegfallende Versandkosten und ein guter Service als weitere Gründe für den Gang in die City. Beim Offline-Shopping ist zudem die Gefahr geringer, zum gläsernen Kunden zu werden.

Die Lage in den Innenstädten

Dennoch berichten laut HDE zwei Drittel der Einzelhändler von sinkenden Besucherzahlen an ihren Standorten. Auch Großstädte mit Innenstädten in zentralen Lagen bleiben davon nicht verschont. So zeigt sich unabhängig von der Stadtgröße, dass knapp jeder Fünfte nur noch gelegentlich in die Innenstadt fährt. Je nach Ort oder Region treten Stadt und Handel unterschiedlichen Herausforderungen entgegen. Während beispielsweise Hauptgeschäftslagen in Metropolen eher positive Entwicklungen beobachten, klagen viele Nebenzentren oder B-Lagen in Großstädten sowie kleine und mittelgroße Städte über Frequenzverluste, Umsatzrückgänge oder Leerstände.

Wie Innenstädte sich verändern (müssen)

Die Studie listet einige Konzepte auf, die es bereits gibt, die aber weiter ausgebaut werden können:

 Digitalisierung: Viele Händler halten sich mit Konzepten wie Click & Meet, Online-Kaufberatung oder Liefer- und Abholservice über Wasser. Zukünftig soll im stationären Handel der Service- und Erlebnisgedanke eine noch zentralere Rolle spielen. Weitere digitale Möglichkeiten könnten zum Beispiel Service-Roboter, eine In-Store-Navigation oder eine Just-Walk-Out-Technologie sein.

 • Mobilität: Erreichbarkeit ist ein großes Thema. Die zukünftige, innerstädtische Mobilität muss somit smart, effizient und multimodal sein. Viele Städte haben bereits neue Konzepte, die die unterschiedlichen Verkehrsmittel miteinander vernetzen. Hier geht es um das E-Bike oder das E-Auto an der Endhaltestelle, die zusammen mit dem ÖPNV-Ticket gebucht werden können. Solche Lösungen müssen ausgebaut und noch attraktiver werden, damit die Menschen sie gerne nutzen.

 • Integration des Smartphones: Händler, die sich das Smartphone ihrer Kunden gezielt zu Nutze machen, sind im Vorteil, z. B. über Werbeeinblendungen, sobald der Kunde am Geschäft vorbeiläuft.

 • Aufwertung von Räumen: Öffentliche und private Räume sollten als authentisches Gesamtbild optisch verbunden und aufgewertet werden. Stichworte Anbindung, Verkehrs- und Wegführung, Verweil- und Ruhezonen, Pflege- und Instandhaltung

 • Vereinheitlichung von Ladenöffnungszeiten

 • Einkaufsbequemlichkeit erhöhen: z. B. Paket-Boxen, Drive-in-Schalter, gemeinschaftlicher Lieferservice zur Profilierung und Frequenzsteigerung

 • Einkaufsatmosphäre fördern, Marktplätze installieren, Shopping-Events und exklusive Angebote etablieren

Im Idealfall werden Innenstädte in Zukunft wieder zum unverzichtbaren „Place to be“: einem individuellen und aufregenden Ort, den es so noch nicht gibt. Wo neue Kombinationen von Dienstleistungen, Handel, Beratung, Gastronomie, Bildung, Kommunikation und Kunst ausprobiert werden und sich Menschen mit vielen verschiedenen Vorlieben und Hintergründen bewegen.