19.07.22 – gfu-Studie zu nachhaltigen Elektrogeräten
Verbraucher akzeptieren höhere Preise
Verbraucherinnen und Verbraucher akzeptieren höhere Preise für nachhaltige Elektrogeräte – wenn sie das eigene Budget entlasten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie u. a. der gfu Consumer & Home Electrics GmbH.
Die Strategieberatung Oliver Wyman und die gfu Consumer & Home Electronics GmbH, Veranstalterin der Messe IFA in Berlin, haben im Juni 2022 für die Studie „Der wahre Wert von Grün“ 1300 Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland zu vier Produktkategorien im Bereich Haushaltselektronik („weiße und braune Ware“) befragt. Das Ergebnis: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland sind bereit, für nachhaltigere Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik einen Preisaufschlag zu akzeptieren. Im Gegenzug erwarten sie jedoch einen finanziellen Vorteil mit Blick auf die Nutzungskosten. Am stärksten erhöht zusätzliche Energieeffizienz die Zahlungsbereitschaft. Doch auch das Versprechen, dass Geräte langfristig reparierbar und Ersatzteile viele Jahre verfügbar sind, ist ein wirksamer Anreiz, um höhere Verkaufspreise zu erzielen. Für eine CO2-neutrale oder sozialverträgliche Fertigung sowie Recyclingfähigkeit der Produkte akzeptieren Konsumentinnen und Konsumenten dagegen nur einen geringen Preisaufschlag.
Reparaturservice und Ersatzteile
Wie Dr. Martin Schulte, Partner und Konsumgüterexperte bei Oliver Wyman, erläutert, wächst angesichts zunehmend höherer Energiekosten der Vorteil für sparsame Technik. „Die steigenden Energiepreise sorgen dafür, dass sich zusätzliche Ausgaben für energieeffizientere Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik deutlich schneller amortisieren.“ Auch die Möglichkeit einer Reparatur erhöht die Zahlungsbereitschaft. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher erwarteten eine höhere Langlebigkeit von Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten, so Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu. „Hersteller sind im Vorteil, wenn sie Reparaturdienste anbieten und Ersatzteile auch langfristig verfügbar machen.“
Inflation gefärdet Interesse
Zur Gefahr für die Hersteller nachhaltigerer und damit teurerer Geräte könnte eine anhaltend hohe Inflation werden. In der Studie gab die weit überwiegende Mehrheit der Befragten an, dass der Anstieg der Teuerungsrate bereits Auswirkungen auf ihr verfügbares Einkommen hat. Rund ein Drittel von ihnen würde sich deshalb beim nächsten Elektrogerätekauf für ein günstigeres Modell entscheiden. Allerdings zeigte sich, dass zugleich knapp jede bzw. jeder sechste Teilnehmende bereit ist, mehr für eine höhere Modellklasse auszugeben. „Hier gibt die Betrachtung der langfristig niedrigeren Nutzungskosten gegenüber kurzfristigen Einsparungen beim Kauf den Ausschlag“, erläutert Dr. Schulte. Die Industrie könne mehr Verbraucherinnen und Verbraucher von nachhaltigen Geräten überzeugen, wenn sie diese finanziellen Vorteile stärker in den Fokus rücke.