13.07.23 – Studie von gfu & Oliver Wyman
Elektro-Recycling: Verbraucher mit großem Unwissen
Laut einer repräsentativen Verbraucherbefragung der Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics und der Strategieberatung Oliver Wyman ist mangelnde Aufklärung der Hauptgrund für die geringen Recycling-Quoten bei Elektrogeräten.
Wohin mit dem alten Kühlschrank, dem kaputten Bügeleisen oder dem ausgemusterten Smartphone? Laut einer aktuellen Befragung bremst ausgeprägte Unkenntnis über Recycling- und Reparaturmöglichkeiten eine effiziente Kreislaufwirtschaft von elektrischen und elektronischen Geräten des Haushalts aus. 40 % der Deutschen wissen nach eigenen Angaben nicht, dass sie ihre Altgeräte bei Fachhändlern und -märkten zurückgeben können – selbst, wenn sie dort nicht gekauft wurden. Bei 70 % ist noch nicht angekommen, dass dies auch für viele Supermärkte und die Hersteller gilt – und über 75 % kennen ihr Recht auf die Rückgabe ausgedienter Geräte beim Online-Händler nicht. „Deutschland ist zwar ein Land des Sperrmülls, der Papiersammlung und des Grünen Punktes, aber bei gebrauchten technischen Produkten fehlt es eklatant an praktischem Wissen“, sagt Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu, mit Blick auf die repräsentative Konsumentenbefragung „Going full Circle“, für die 1000 Konsumenten und Konsumentinnen in Deutschland befragt wurden. Die gfu Consumer & Home Electronics GmbH hat die Studie gemeinsam mit der Strategieberatung Oliver Wyman erarbeitet und im Rahmen der Veranstaltung „gfu Insights & Trends“ am 5. Juli in Berlin präsentiert.
Große Wissenslücken
Gerade jüngere Menschen zeigen große Wissenslücken beim Elektro-Recycling. So weiß laut Studie nur jeder zweite Erwachsene unter 35 Jahren, wie man ein großes Küchengerät dem Recycling zuführt. Bei den über 55-Jährigen sind es nach eigenem Bekunden immerhin 81 %. „Gleichwohl geht von der jungen Zielgruppe der größte Veränderungsdruck auf Hersteller und Händler aus“, sagt Warneke. „Menschen zwischen 18 und 34 Jahren stehen Reparaturen am aufgeschlossensten gegenüber und verlangen am nachdrücklichsten nach kostenlosen Rückgabemöglichkeiten und besserer Aufklärung.“
Wertvolle Ressourcen bleiben ungenutzt
Ohne funktionierende Rücknahme und Aufbereitung liegen jedoch erhebliche Mengen an wertvollen Rohstoffen brach, schlimmstenfalls werden Altgeräte umweltschädigend illegal entsorgt. „Für eine effektivere Rohstoffverwertung bei Haushaltsgeräten und Consumer Electronics bräuchte es mehr Einsatz von Herstellern, Händlern und Politik gleichermaßen“, sagt Dr. Martin Schulte, Partner der Strategieberatung Oliver Wyman und Co-Autor der Studie. „Geschlossene Wertstoffkreisläufe liegen im Interesse aller.“ Rechnerisch lagern 0,6 Waschmaschinen, 0,7 Küchengroßgeräte, 1,7 Laptops oder Unterhaltungselektronikgeräte und zwei Smartphones in jedem deutschen Haushalt. Umgerechnet in Metall bedeutet dies 45 Kilogramm Stahl, vier Kilo Kupfer, drei Kilo Aluminium – und vor allem wegen der Mobiltelefone sowie Laptops 0,3 Gramm Gold. Allein das ungenutzte Gold summiert sich so in Deutschland auf über zwölf Tonnen. „Der gesamte Materialwert pro Haushalt beläuft sich auf 130 Euro. Deutschlandweit summiert sich der Betrag damit auf mehr als fünf Milliarden Euro“, sagt Schulte. „Rücknahmesysteme müssen diesen Wert reflektieren und könnten über gezielte Anreize besser funktionieren.“