29.12.23 – Interview mit Jens-Heinrich Beckmann vom IVSH

„An Herausforderungen besteht kein Mangel“

Wie ist die Lage der Schneid- und Haushaltwarenindustrie? Jens-Heinrich Beckmann, Geschäftsführer des IVSH, gibt im Interview mit stil & markt Antworten.

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ens-Heinrich Beckmann, Geschäftsführer des IVSH Industrieverband Schneid- und Haushaltwaren.

 

stil & markt: Kurzarbeit bei Zwilling, Stellenabbau bei Wüsthof – inwiefern sind diese Fälle ein Spiegelbild für die deutsche Schneid- und Haushaltwarenindustrie?

Jens-Heinrich Beckmann: Sowohl Zwilling als auch Wüsthof gehören zu den großen, bekannten Marken unserer Industrie, und beide Firmen sind grundsätzlich sehr gut aufgestellt. Von daher lassen solche Nachrichten natürlich aufhorchen und tatsächlich ist die Situation aktuell durchaus angespannt und schwierig. Unsere eigenen Erhebungen weisen für die erste Hälfte des laufenden Jahres deutliche Umsatzrückgänge auf, die von 6 % in der Kochgeschirrsparte bis zu 20 % in der Schneidwarenindustrie reichen. Lediglich die Besteckindustrie lag nach den ersten sechs Monaten noch ganz leicht im Plus, war aber Ende des dritten Quartals ebenfalls ins Minus gerutscht. Dazu passen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes, welche für unsere Branche insgesamt einen Rückgang der Produktion im ersten Halbjahr um gut 13 % ausweist, und in einigen Sparten erreichen die Rückgänge sogar fast 50 %. (...)

Es gibt immer, auch jetzt, Ausnahmen von der Regel, aber die genannten Zahlen sprechen dennoch eine deutliche Sprache.

stil & markt: Was sind derzeit die größten Herausforderungen für die Mitgliedsunternehmen des IVSH?

Jens-Heinrich Beckmann: Wir haben eine eklatante Nachfrageschwäche in fast allen Absatzkanälen. Gleichzeitig sind die Kosten für Material und vor allem für Energie unverändert auf sehr hohem Niveau und natürlich haben sich aufgrund der gestiegenen Zinsen auch Kredite erheblich verteuert, wodurch der Spielraum für notwendige Investitionen eingeengt wird.

Hinzu kommen beinahe ständig neue bürokratische Auflagen, von der Bedarfsgegenständeverordnung über das Lieferkettengesetz und die Verpackungsverordnung bis hin zur sogenannten Klimaneutralität, und der Fachkräftemangel trifft uns natürlich auch – Sie sehen: An Herausforderungen besteht für uns wirklich kein Mangel.

stil & markt: Welche Lösungsansätze gibt es? Was fordern Sie in diesem Zusammenhang von der Politik?

Jens-Heinrich Beckmann: In guten wie in schlechten Zeiten ist zunächst einmal jeder selbst gefordert. Wir sind durch Wettbewerb groß geworden und wollen auch weiterhin im Wettbewerb bestehen. Das setzt allerdings ein Umfeld voraus, in dem die Unternehmen planen und entscheiden können. Der Staat sollte sich unbedingt wieder mehr auf seine Kernaufgaben besinnen, in dem er für vernünftige Rahmenbedingungen sorgt und den Einsatz materieller und menschlicher Ressourcen wieder mehr dem Markt überlässt. (...)

Grundsätzlich müsste außerdem die Steuer- und Abgabenquote gesenkt werden – und zwar sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher. „Mehr Netto vom Brutto“ ist keine populistische Forderung, sondern ein Weg zu mehr Wohlstand für alle.

Gleichzeitig sollte es auch auf europäischer Ebene eine Rückbesinnung auf die wirklich wichtigen Aufgaben geben. (...)

stil & markt: Wie lautet Ihre Prognose für 2024?

Jens-Heinrich Beckmann: Es kann nur besser werden, wenn wir alle das richtige tun.

Das ausführliche Interview lesen Sie in der Ausgabe 6/2023 von stil & markt, die Sie hier bestellen können.