25.05.23 – Panel-Diskussion

Wege aus der „German Digitalisierungsangst“

Die digitale Großhandelsplattform Faire hat zu einer Panel-Diskussion geladen. Geklärt werden sollte die Frage: „Hat Deutschland eine Digital-Allergie?“

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Die Teilnehmer der Diskussionsrunde v.l.n.r: Barbara Engels (IW Köln), Frederik Reim (Faire), Julia Wadehn (Novo), Erik Muttersbach (Forto), Monika Stahl (Conceptboard) © Faire

 

Mit dabei waren Frederik Reim, Country Lead Germany von Faire, Julia Wadehn, Co-Founder von Novo, Erik Muttersbach, Co-Founder und Managing Director von Forto, Monika Stahl, CMO von Conceptboard sowie Barbara Engels, Senior Economist vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Sie alle stammen aus stark analog geprägten Branchen wie dem unabhängigen Einzelhandel, der Logistik, dem behördlichen Umfeld oder dem Baugewerbe. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Als ersten nennen die Teilnehmer Überforderung und Scheu vor Neuem. Aber auch die Hierarchien, die in Deutschland herrschen, seien ein Hemmschuh. „Wir haben oft eine klare Ordnung, in der obere Hierarchieebenen die Verantwortung für Entscheidungen tragen und dementsprechend auch das ganze Risiko“, erklärt Julia Wadehn von Novo. „Das heißt, wenn von unten ein Vorschlag kommt, dann muss es jemanden geben, der bereit ist, das Risiko einzugehen.“

Lösungsansätze

Bei der Antwort auf die Frage nach konkreten Lösungsansätzen für die Zukunft sind sich alle einig. „Was selten passiert in Deutschland ist, dass man Dinge pilotiert, also mal im Kleinen testet,“ meint Julia Wadehn. „Da ist mein Risiko schon wieder deutlich überschaubarer, als wenn ich gleich den kompletten Roll-out eines neuen Tools mache.“ Wird ein neuer digitaler Prozess dann eingeführt, sei der Faktor Mensch der wichtigste, so die Panelisten. „Es ist kontraproduktiv, den Mitarbeitern ein Framework überzustülpen, sondern man muss sie heranführen“, erläuterte Monika Stahl.

Lasst uns nicht von Digitalisierung sprechen

Einig sind sich die Experten auch, dass allein der Begriff „Digitalisierung“ häufig zu komplex und daher abschreckend sein kann. „Ich glaube ehrlicherweise, es ist ein Hemmnis, sich als die digitale Version von etwas zu verkaufen“, sagt Erik Muttersbach. In der Digitalwirtschaft wird viel mit Fachbegriffen, teilweise aber auch einfach mit Buzzwords gearbeitet. Für Menschen, die bisher wenig digitale Berührungspunkte in ihrem Arbeitsalltag hatten, ist das eine unnötige Hürde. „Man sollte das Thema menschlicher machen,“ fährt Erik Muttersbach fort. „Ich versuche jetzt Forto nicht mehr als ‘digitalen Spieler’ darzustellen. Wir stellen uns vor als ein Spediteur, der Technologie nutzt, um einen deutlich besseren Service anzubieten. Mit unserer Lösung kannst du schneller Entscheidungen treffen, früher nach Hause gehen, mehr Zeit mit den Kindern verbringen.“

Fazit

Barbara Engels fasst zusammen: „In der Digitalisierung müssen wir die Menschen mehr in den Mittelpunkt stellen. Wir müssen sie da abholen, wo sie jetzt sind. Ihnen die konkreten Vorteile für ihren Alltag verdeutlichen und ihnen die Angst vor dem Unbekannten nehmen. Wir müssen sie mit intuitiven Anwendungen unterstützen. Digitale Transformation – das können auch eine Reihe kleiner Schritte sein und kein einschüchterndes Projekt, das nur von Digitalexperten zu meistern ist.“