29.09.22 – Industrieverband Schneid- und Haushaltwaren

Branche vor großen Herausforderungen

Die Situation der Schneid- und Haushaltwarenbranche wird sich in den nächsten Monaten weiter zuspitzen. Diese Prognose gab der IVSH bei der Mitgliederversammlung in Lübeck ab.

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Schwere Themen, sonnige Stunden: Die Versammlung in Lübeck bescherte den Mitgliedern des IVSH auch beeindruckende Erlebnisse, wie einen Ausflug nach Travemünde und die „Einschiffung“ auf der Viermastbark „Passat“. © IVSH

 
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Die Lübecker „Schiffergesellschaft“, ein uraltes Traditionslokal der Hansestadt, bot den Rahmen für einen festlichen Abend. © IVSH

 

Neben den üblichen Regularien wie Etatplanung und Vorstandwahlen war beim Treffen vom 15. bis 17. September 2022 die Lage der Branche ein zentrales Thema. Laut Geschäftsbericht des Industrieverbandes Schneid- und Haushaltwaren (IVSH) steht sie vor großen Herausforderungen. Zwar sei man wider Erwarten gut durch das erste Coronajahr gekommen und habe 2021 mehrheitlich sogar zweistellige Zuwachsraten verzeichnet; mittlerweile habe sich jedoch die Geschäftslage in fast allen Bereichen deutlich verschlechtert.

Deutlich schlechtere Geschäfte

Die Umsätze der Schneidwarenindustrie haben dem Verband zufolge anfänglich noch einmal deutlich zugelegt. Gleiches gilt für die Besteckindustrie, die im ersten Halbjahr 2022 einen Umsatzzuwachs von gut 8 % erwirtschaftete. Im Bereich von Haushalt-, Küchen- und Tafelgeräten verliefen die Geschäfte schon zu Jahresbeginn deutlich schlechter. Bis zur Jahresmitte ergab sich hier ein Minus in Höhe von 9 %.

Wie der IVSH mitteilt, sprächen alle Frühindikatoren eindeutig dafür, dass sich auch die Umsätze bei Schneidwaren und Bestecken in diese Richtung bewegen. Die Situation im Fachhandel sei geprägt durch zu hohe Lagerbestände und zu geringe Abverkäufe. Zurückhaltung zeige sich auch bei den großen Namen des Möbelhandels. Von einer „regelrechten Flaute“ berichtet der Verband im Onlinehandel. Hier habe es innerhalb der Branche 2020 und 2021 ein Umsatzplus von durchschnittlich 40 % gegeben – eine Situation, von der man inzwischen weit entfernt sei.

Dramatische Kostensteigerungen

Sorge bereiten dem Verband und seinen Mitgliedern auch die „dramatischen Kostensteigerungen“, sowohl in der eigenen Produktion als auch im Falle von Fremdfertigung und -bezug in anderen Teilen der Erde. Es könne deshalb auch nicht verwundern, dass zum Beispiel seitens der Hersteller in China inzwischen über einen bislang nicht gekannten Auftragsmangel geklagt werde. Vor diesem Hintergrund spiele es fast schon keine Rolle mehr, dass Frachtcontainer und entsprechende Transportmöglichkeiten nur schwer oder zu hohen Kosten zu bekommen seien.

Der IVSH will nun die anstehenden Herbstsitzungen nutzen, um gemeinsame Strategien zur Bewältigung der Krise zu erörtern. Schwerpunkte sollen Themen wie Energie und Materialbeschaffung, aber auch der künftige Auftritt auf Fachmessen sein.

Buntes Rahmenprogramm

Im öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung standen neben einem Ausflug, einem Abend in festlicher Runde und einer Stadtführung durch Lübeck auch zwei Vorträge auf dem Programm. Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung, referierte über die Entwicklung des „Direct to Consumer Business“. Tobias Haberl, Mitarbeiter der Süddeutschen Zeitung und Buchautor, sprach zum Thema „Die große Entzauberung – Warum eine Gesellschaft nicht nur technologischen Fortschritt, sondern auch eine Seele benötigt“.