14.09.14
Karstadt: Aufbruch oder Untergang?
Seit einigen Wochen ist bekannt: Karstadt hat eine neue Spitze. Der Österreicher René Benko kauft mit seiner Signa Holding die Karstadt Warenhaus GmbH. Das Bundeskartellamt bestätigte diese Übernahme. Wie verlautet, könnten nun Filialen geschlossen werden. Es ist mit Auswirkungen zu rechnen, die auch die Innenstädte betreffen.
Dass Karstadt schon seit längerem keine Glanzzeiten mehr erlebt, ist spätestens mit dem in den Medien betitelten «Retter» Nicolas Berggruen bekannt. Ihm gelang es nicht, in den Jahren von 2010 bis 2014 Karstadt aus der Krise zu führen. Nun liegt es beim Österreicher René Benko, das zu erreichen, was seinen Vorgängern missglückte - dem Unternehmen Karstadt und seinen Beschäftigten eine positive Zukunft zu bieten.
Wie das Handelsblatt berichtet, will Benko anhaltend verlustreiche Häuser schließen und attraktive Standorte in moderne Einkaufszentren umbauen lassen - mit neuer Organisation und neuer IT. Eine Sanierungsstrategie, die wohl viel Geld und viele Arbeitsplätze kosten wird. Laut Süddeutscher Zeitung könnten im Zuge dessen 15 bis 20 Häuser geschlossen werden, darunter Filialen in Bayreuth, Dessau und Neumünster. Auch Gerüchte einer Fusion der beiden Warenhaus-Konkurrenten Karstadt und Kaufhof wurden laut - eine Deutsche Warenhaus AG also.
Negative Entwicklungen für Innenstädte?
Zunächst aber stehe die Sanierung der Häuser im Vordergrund, wie Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied, verlauten ließ: «Jetzt muss Herr Benko umgehend zeigen, dass er gewillt ist, in Karstadt ausreichend zu investieren. Es geht darum, die Standorte und die Arbeitsplätze zu sichern und die Innenstädte durch die Karstadt-Häuser attraktiv zu halten.» Denn würden Kaufhäuser geschlossen, gingen wichtige Magneten in den Innenstädten verloren.
«Kunden, die gezielt zu den großen Häusern fahren, kaufen gerne auch noch zusätzlich in der unmittelbaren Umgebung und den dortigen kleineren Geschäften ein», erklärt Stefan Hertel, Presse- und Kommunikationsreferent des Handelsverbandes Deutschland (Berlin), auf Anfrage von stil&markt. Er sieht den möglichen Wegfall als eine negative Entwicklung für die Innenstädte, denn das schlechte Image, bedingt durch die Schließung eines großen Warenhauses, könne umliegende Geschäfte ebenfalls betreffen. Das Ergebnis wäre ein spürbarer Umsatzrückgang.
Modernisierung und Unabhängigkeit
Auch in Siegen und Iserlohn befinden sich zwei bedrohte Filialen, die seit längerem rote Zahlen schreiben. Eine Schließung des Kaufhauses in der Siegener Fußgängerzone würde dem Flair erheblich schaden. Deshalb versucht die Stadt, das angrenzende Umfeld zu verbessern. «Dazu gehört als wichtigste Maßnahme der Einzug von Teilen der Universität in ein Gebäude in diesem Bereich sowie die Schaffung eines neuen Campus in Siegen Mitte», erklärt Dr. Sabine Schutz von der Pressestelle der Stadt Siegen. «Die Belebung, die wir uns hiervon versprechen, sollte einen Standortvorteil kreieren, den andere Karstadt-Häuser nicht haben», so die Pressereferentin gegenüber stil&markt. Der Vorteil könnte Siegen helfen, die Schließung in eine Modernisierung zu wandeln.
Um der negativen Entwicklung offensiv entgegenzuwirken, hat die Stadt Iserlohn im Zuge der Karstadt-Krise eine wichtige Entscheidung getroffen und sich vom Kaufhauskonzern unabhängig gemacht. Die Stadt um Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens hat im Juli dieses Jahres die Immobilie am Schillerplatz erworben. «In drei bis fünf Jahren möchte die Stadt Iserlohn diesen Platz modernisieren. Wir hoffen natürlich, dass Karstadt dazu bereit ist. Falls nicht, werden wir diesen Schritt auch ohne Karstadt gehen. Dann würde das Gebäude abgerissen werden. Die Menschen würden dies aber sehr bedauern», äußert sich Christine Schulte-Hofmann gegenüber stil&markt.