21.06.14

Ein guter Plan steigert die Erfolgschancen

Crowdinvesting, Venture Capital oder Business Angels: Das alles hat mit Geld und (meist jungen) Firmeninhabern zu tun, die sich erfolgreich etablieren oder mit ihren Betrieben weiter wachsen wollen. Welche klassischen bzw. alternativen Finanzierungsstrategien sich heute Unternehmern unserer Branche anbieten, worauf diese dabei achten müssen und welche Fehler tunlichst zu vermeiden sind, erläutern wir in unserer neuen Handelsserie.

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Wer ein eigenes Unternehmen gründen möchte, sollte dafür zwingend einen Finanzplan erstellen. Foto: Thorben Wengert/Pixelio

 
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Jens Schleuniger, einer der drei Geschäftsführer des Portals Für-Gründer.de, beschäftigt sich mit Existenzgründung und Selbstständigkeit in Deutschland.

 

Gerade Start-ups (noch) ohne nennenswerte Einkünfte oder privatem Vermögen des Inhabers sind temporär auf Finanzierung von außen angewiesen. Laut einer Studie der KfW Mittelstandsbank und der Creditreform scheitern rund 40 % der Unternehmensgründungen innerhalb der ersten fünf Jahre. Zu den wichtigsten Gründen für solchen Misserfolg zählen Fehler bei der Finanzierungsstrategie. Doch auch bereits etablierte Geschäfte geraten - wenn die Umsätze über längere Zeiträume ausbleiben - in monetäre Not. Nicht zuletzt sind florierende Unternehmen mit Umbau- und Expansionsplänen häufig ebenfalls auf eine kräftige Finanzspritze angewiesen. Sie alle brauchen Geld, einen Finanzplan, zudem einen oder mehrere Kapitalgeber.

Eigenkapital versus Fremdkapital

«Zukünftige Gründer sollten nach der für sie passenden Finanzierungsform suchen und sich fragen: ‚Wie viel Geld will und realistischer Weise kann ich investieren?‘», rät Jens Schleuniger vom Online-Portal Für-Gründer.de. Seit Anfang Mai beteiligt sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH an der Plattform und es soll zukünftig auch gemeinsame Projekte geben.

Bei der Finanzierungsform gilt es zunächst, zwischen Fördermittel, Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung zu unterscheiden. Fremdkapital wie etwa ein Bank- oder Förderkredit muss zurückgezahlt werden. Können Jungunternehmer nicht genügend Sicherheiten vorweisen und für das Risiko eines Misserfolges bürgen, werden ihre Anfragen trotz zündender Geschäftsidee von Banken nicht selten abgewiesen. Und das, obwohl die Aussichten auf einen Bankkredit nie besser waren als heute. Nach den Ergebnissen des ifo-Konjunkturtests erreichte die Kredithürde für die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands Anfang des Jahres einen neuen historischen Tiefstand: Nur noch 17,2 % der Handelsfirmen berichten von Problemen bei der Kreditvergabe.

Eine Finanzierungsalternative, die sich besonders für Gründer ohne üppiges Vermögen eignet, ist die Eigenkapitalfinanzierung. Anders als beim Fremdkapital ist hier in der Regel ein Investor am Unternehmen beteiligt, nicht selten hat er Mitspracherecht. Er steckt einen bestimmten Betrag in die Firma und erhält im Gegenzug Anteile daran, hat normalerweise aber keinen Rückzahlungsanspruch. Das höhere Risiko des Eigenkapitalgebers im Vergleich zum Fremdkapitalgeber wird durch eine größere erwartete Rendite ausgeglichen.

Den Kapitalbedarf beziffern

Die Frage, wie viel Eigenkapital eingesetzt, wie viel Fremdkapital aufgenommen werden soll, ist vom jeweiligen Geschäftsmodell und der Unternehmensphase abhängig: «Wichtig bei einer Existenzgründung, bei der man ausschließlich mit eigenem Geld startet, ist, dass ein solider Finanzplan erstellt wird», so Jens Schleuniger. Dabei muss vor allem der Kapitalbedarf beziffert werden: «Dazu gehören nicht nur die Gründungskosten und Investitionen, sondern auch Startkapital für den laufenden Betrieb sowie die privaten Kosten. Letztere werden oft von Gründern vergessen, was oft schon kurze Zeit nach dem Unternehmensstart zum Problem wird», erklärt der Experte. Generell empfiehlt er, die Finanzierung so auszugestalten, dass man sich in den ersten zwölf bis 18 Monaten nicht um eine weitere Finanzierung kümmern muss. Öznur Kern, Inhaberin der Firma Lalé Lorain für Wohnaccessoires, finanzierte ihr Label z.B. aus eigener Kraft, Gerhard Muthenthaler und Marijan Jordan haben ihre Eigenprodukte zu Beginn aus Gewinnen ihrer Dienstleistung finanziert. Denn bevor sie ihr eignes Unternehmen jordan muthenthaler gründeten, erledigten sie bereits Marketingarbeiten für andere Erfinder.

Weitere Finanzierungsmöglichkeiten

In der Anfangsphase spielt das Eigenkapital meist die wichtigere Rolle. Darunter fallen Möglichkeiten wie das an Popularität stetig wachsende Crowdinvesting, das sich für Start-ups anbietet, die wenig Chancen auf klassische Finanzierungsformen haben. Die «Crowd» ist in diesem Fall eine Internetgemeinde, die auf spezifischen Online-Portalen vorgestellte Geschäftsideen prüft und sich mit meist kleineren Beiträgen (ab 5 Euro) während der «Funding-Zeit» am Unternehmen beteiligt. Entwickelt sich der Markteintritt erfolgreich, können die Investoren eine finanzielle Beteiligung oder - bei einem Händler - vergünstigte Einkaufsbedingungen erwarten. Schafft es das Unternehmen nicht, den geplanten Betrag innerhalb der gewählten Funding-Zeitspanne zu erreichen, geht das Geld an die gescheiterten Kleinanleger zurück. Aber Achtung: Anders als beim Crowdinvesting können Einzahler beim Crowdfunding nur mit Ehre und Dank für die Unterstützung, aber nicht mit einer Rendite rechnen. Mittlerweile gibt es über 20 deutsche Crowdinvesting-Plattformen. Sie heißen z.B. Seedmatch, indiegogo, kickstarter oder Companisto.

Eine weitere Form der Eigenkapitalfinanzierung wird von sogenannten Business Angels gewährleistet. Die «Unternehmensengel» sind vermögende Privatpersonen, meist ehemalige Unternehmer und Manager, die Existenzgründer aktiv mit ihrem Geld (zwischen 50000 und 500000 Euro), aber auch mit unternehmerischem Know-how und Kontaktnetzwerken unterstützen. Im Durchschnitt planen Business Angels ihr Engagement für fünf bis sieben Jahre und erhoffen sich hohe Gewinne während der ersten Wachstumsphasen. In Deutschland gibt es rund 40 Business Angel-Netzwerke, die oft einen regionalen Bezug aufweisen.

Unabhängig davon, für welche Form der Finanzierung sich ein Unternehmer entscheidet: Im Gespräch mit dem Investor sollte er gut vorbereitet einen professionellen Businessplan präsentieren. Mehr dazu erfahren Sie im zweiten Teil der Serie.

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