22.08.22 – Studie von Faire und IFH Köln

Digitale Beschaffung wird immer relevanter

Der deutsche Einzelhandel hat digitalen Nachholbedarf. Gleichzeitig entdecken immer mehr die Vorteile von Digital Commerce. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie.

Faire-Presseevent-Luca.jpg

Luca Beltrami, Head of Product for Retailers bei Faire (li.) und Prof. Dr. Gerrit Heinemann im Gespräch mit Faire-Kundin Patricia Bernhardt, Inhaberin des Düsseldorfer Bekleidungsgeschäftes Loretto23. © Faire Wholesale

 

Im Juli 2022 hat das Marktforschungsinstitut IFH Köln im Auftrag der digitalen Großhandelsplattform Faire Wholesale eine Befragung zum Thema „Wie digital ist der deutsche Einzelhandel?“ umgesetzt. An der Studie nahmen 213 unabhängige Einzelhändlerinnen und Einzelhändler verschiedener Branchen mit einem maximalen Umsatz von 1,5 Mio. Euro teil. Vier von zehn Befragten haben sich noch nicht mit digitalen Lösungen beschäftigt. Als einen Grund für die Digitalisierungslücke nennt die Erhebung die Überforderung mit den Aufgaben und Technologien. Die Hälfte der befragten Unternehmen, deren Läden in städtischen Lagen angesiedelt sind, gibt an, dass sich die Corona-Pandemie negativ auf ihre Geschäfte ausgewirkt hat. 57 % der befragten Händlerinnen und Händler betreiben keinen Onlineshop. Besonders kleinere Unternehmen nennen als Grund dafür fehlende Zeit.

Suche nach neuen Einkaufsmöglichkeiten

64 % der Befragten gaben an, offen für alternative Beschaffungsmöglichkeiten wie den Onlinegroßhandel zu sein. Trotz vergleichsweise geringerem Digitalisierungsgrad suchen kleinere Händlerinnen und Händler eher nach neuen Einkaufsmöglichkeiten. Jeder fünfte Befragte informiert sich bei Onlinegroßhändlerinnen und -händlern, 80 % haben dabei positive Erfahrungen gemacht. Bei 68 % hat sich die Nutzung von Onlinegroßhandelsplattformen während der Pandemie positiv ausgewirkt. Während der aktuellen Krisen wünschen sich insbesondere größere Einzelhändlerinnen und Einzelhändler zunehmend Unterstützung vom Großhandel, vor allem hinsichtlich Konditionen (35 %) und Warenauswahl (15 %).

Konzept „Kanal egal“

Prof. Dr. Gerrit Heinemann ist der Überzeugung, dass es immer seltener Einzelhändlerinnen und Einzelhändler geben wird, die nur online oder nur stationär sind. Der Experte, der als einer der führenden E-Commerce-Forscher gilt, nennt dieses Konzept „Kanal egal“: Jeder werde über Websites, soziale Medien oder Marktplätze ein bisschen was von beidem anbieten. Digital Commerce und stationärer Handel seien kein Widerspruch, sondern ideale Partner bei der Demokratisierung und Digitalisierung des Einzelhandels. Die mangelnde Digitalisierung sieht Prof. Dr. Heinemann kritisch. Wer sich dem Thema verweigere, gehöre höchstwahrscheinlich zu den Handelsbetrieben, die den Strukturwandel nicht überleben werden. „Die fortschrittlichen Händler allerdings haben die Gunst der Stunde genutzt und setzen vor allem auf die Vorteile der Digitalisierung auf der Beschaffungsseite in Einkauf und Logistik.“