23.08.21 – „Zukunft des Einkaufens“

Die digitale Innenstadt: Händler bündeln ihre Kräfte

Im zweiten Teil der Serie „Die Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen Handel in der Innenstadt“ widmet sich unsere Gastautorin Karin Wunderlich von „Zukunft des Einkaufens“ dem Thema digitale Innenstadt.

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Unsere Gastautorin Karin Wunderlich © André Dahms

 

Das Problem ist bekannt: Einerseits ist sofortige Verfügbarkeit vor Ort und Beratung eine große Stärke des stationären Einzelhandels, andererseits punkten große E-Commerce Plattformen wie Amazon mit Sortimentsbreite und günstigen Preisen. Letztendlich hat gerade auch dies zu dem Flächensterben in den Innenstädten geführt, welches laut Experten noch lange nicht die Talsohle erreicht hat. Insbesondere in kleineren und mittleren Innenstädten haben es die lokalen Händler schwer, Inspiration, Erlebnis und Beratung online wie offline zu bieten.

Der Mythos vom Beratungsklau

Seit Jahren macht der Mythos vom Beratungsklau die Runde. Damit gemeint sind Kunden, die sich ausgiebig im stationären Handel beraten lassen, um dann zu Hause online das gewählte Produkt zu kaufen. Dies wurde über Jahre hinweg als eine Hauptursache der Probleme des Einzelhandels gesehen. Jedoch zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Handelsforschung in Köln, dass lediglich 10 % der Online-Käufe mit einer Beratung im stationären Handel vorbereitet werden, hingegen 40 % der Käufe im stationären Handel durch eine Online-Recherche vorbereitet werden. Deloitte spricht sogar von 64 % der stationären Käufe, die online beeinflusst werden. Der traditionelle Handelskäufer stirbt aus, nicht jedoch der stationäre Handel; und Online-Handel kann das stationäre Geschäft nach Ansicht von Dr. Eva Stüber, Leiterin Research und Consulting am IFH Köln, durchaus beleben.

Die Problematik für den lokalen stationären Handel

Nun könnte man meinen, die Antwort wäre, dass einfach jeder Händler seinen eigenen E-Shop aufmacht und Online und Offline verknüpft. Dem stehen in erster Linie zwei Probleme entgegen: Erstens haben viele der kleineren Händler noch kein Warenwirtschaftssystem und keine Bestandsführung in Echtzeit. Zweitens haben kleinere und mittlere Händler und Filialisten mit einer Online-Präsenz das Problem der Sichtbarkeit und Auffindbarkeit, da die gängigen Suchmaschinen von den größeren Anbietern dominiert werden und im Mindset des Shoppers nur einige große wie Amazon tatsächlich omnipräsent sind.

Die digitale Innenstadt in Langenfeld

Ein Lösungsansatz ist tatsächlich in der Bündelung der Online-Interessen mehrerer Händler als Gemeinschaft, unter Ausnutzung der lokalen Kompetenz und Bekanntheit, zu suchen. Erste Ansätze dafür gibt es bei mehreren Projekten und Plattformen, wie z. B. „Online-City Wuppertal“ und „Mönchengladbach bei Ebay“.

Eines der Projekte, das in der „Future City Langenfeld“ als erstes an den Start gehen wird, ist die Digitalisierung der Innenstadt. In Kooperation mit dem jungen Unternehmen HierBeiDir.com wird zurzeit ein ganzheitlicher Ansatz als Lösung für die Innenstadt Langenfeld entwickelt.

Das Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Marktplätzen und Plattformen ist der holistische Ansatz und der Eintrittsweg, der auf die Lokalität fokussiert ist. Das Ziel ist es, eine Online-Plattform zu gestalten, auf der der lokale Bürger eine größtmögliche Übersicht und Bestellmöglichkeiten vorfindet, selbstverständlich verbunden mit Liefer- und Reservierungsoptionen sowie Einbindung in ein lokales Kundenbindungsprogramm. Auch die Einbettung von Verkehrs- und Parkinformationen mit dem Ziel der Verkehrssteuerung ist angedacht. Weiterhin werden auch digitale Elemente in der Stadt, bzw. beim Handel eingesetzt, die den Kunden in der Stadt, am Ladenlokal ansprechen, Informationen vermitteln und virtuelles Shopping ermöglichen.

In einem ersten Schritt werden Händler auf die Online-Plattform gebracht, optional mit Online-Shop oder (nur) mit Online-Auffindbarkeit, parallel dazu Gastronomiebetriebe, anschließend folgen Dienstleister wie Rechtsanwälte oder Handwerksunternehmen.

Langfristig ist die Einbindung, bzw. Weiterleitung auf alle kommunalen Services angedacht. Alles dies wird der Bürger über eine zentrale Eintrittsseite für Langenfeld erreichen und so ganz gezielt alle relevante Informationen und Produkte für sein Leben in

Kommune suchen und bestellen können.

Im dritten Teil der Serie geht es abschließend um den digitalen Schaufensterbummel.