17.08.14 – Designgeschichten

Martin Klüsener und die Feuerwear

Ein junger Mann, die Euskirchener Feuerwehr und eine Idee – das brauchte es für das Label „Feuerwear” in unseren Designgeschichten.

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Jedes Feuerwear-Produkt ist ein Unikat. Die Schläuche, aus denen sie genäht sind, weisen unterschiedliche Gebrauchsspuren auf.

 
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Die ausrangierten Feuerwehrschläuche werden von elektrischen Zehnkantmessern in Köln zugeschnitten.

 
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Die Feuerwehrleute in Euskirchen waren überrascht. Martin Klüsener drückt es drastischer aus: «Die dachten, ich hätte einen Knall», sagt er in einem Artikel der Kölnischen Rundschau. Die Brandlöscher wunderte es, dass da ein junger Mann auftauchte und einen kaputten Schlauch mitnehmen wollte. Er bekam ihn aber und hatte damit das Material für das erste Modell des künftigen Labels Feuerwear.

Der Schlauch war nicht die erste Wahl des Designers gewesen. Die Taschen, die er während seines Studiums zum Bekleidungstechniker in Mönchengladbach im Keller seiner Eltern nähte und in seinem Online-Shop verkaufte, waren aus gebrauchten Surf-Segeln. Der Stoff erwies sich aber als nicht optimal: «Segeltuch findet man relativ selten, die Beschaffung ist daher nicht gerade ökonomisch», sagt er zu stil&markt. Er suchte aber nach einem Material, das nicht nur nachhaltig und robust sein sollte, sondern das er auch in ausreichender Menge vor Ort finden konnte. Der Kandidat, der alle Bedingungen erfüllte, war der Feuerwehrschlauch. Der erste Prototyp aus dem Euskirchener Schlauch überzeugte im Praxistest, das Label Feuerwear war geboren.

Anfangs musste Klüsener noch selbst die Feuerwachen kontaktieren, um Schlauch-Nachschub zu erhalten. Mit zunehmender Bekanntheit des Unternehmens änderte sich das und die Schläuche werden aus allen Teilen Deutschlands nach Köln geliefert. Dort werden sie nach Farben, Gewicht und Materialstärke sortiert, zugeschnitten und gereinigt. Die Schlauchballen werden dann in einen Betrieb nach Polen geschickt, in dem die Produkte — zu den Umhängetaschen sind mittlerweile z.B. Smartphone-Hüllen und Gürtel dazugekommen — zusammengenäht werden: «In Deutschland gibt es den Beruf Täschner leider gar nicht mehr», erklärt der Feuerwear-Gründer.

Entworfen werden sie nach wie vor von ihm: «Ich habe lange Konzeptionsphasen, nähe mir danach das Produkt zusammen und teste den Prototypen lange im Alltag.» Dauernd überlege er dabei, wie er seine Ideen noch weiter verbessern könne: «Ich nähe sozusagen ständig im Kopf.»

Der Designer: Martin Klüsener

1979 in Euskirchen geboren.

1995 Realschulabschluss.

1998 Beendigung der Ausbildung Bekleidungstechnischer Assistent.

2005 Abschluss des Studiums zum Bekleidungstechniker mit Schwerpunkt Bekleidungsfertigung und Produktion.

2005 Start des Labels Feuerwear und Unternehmensgründung.

2008 Firmierung zur Feuerwear GmbH & Co. KG.

Das Produkt

Die Feuerwear-Produkte sind nicht nur wegen ihrer Materialien (gebrauchter Feuerwehrschlauch und Recyclingplane aus der Automobilindustrie) nachhaltig; bei ihrer Produktion werden umweltverträgliche Waschmittel und Ökostrom verwendet, die CO2-Emissionen werden via atmosfair ausgeglichen.

Jedes Produkt ist aufgrund der Aufdrucke und der Einsatzspuren ein Unikat.

Die Produkte sind in den typischen Schlauchfarben Weiß und Rot sowie Schwarz (wenn die gummierte Innenseite nach außen gedreht wird) gehalten; aus den seltenen neongelben Schläuchen entsteht die «Lightline»-Edition.

Neben Umhängetaschen wie «Walter» hat Feuerwear z.B. auch Handytaschen, Portemonnaies und Gürtel im Programm.

www.feuerwear.de