17.06.25 – Designgeschichten Kartell

Anna Castelli Ferrieri und das „Componibili“

Seit weit über 50 Jahren ist das „Componibili“ ein Bestseller von Kartell. Schöpferin des bekannten Objektes, das als Nachttisch, Kommode und mehr fungiert, ist die Architektin Anna Castelli Ferrieri.

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Designklassiker aus Italien: das Kunststoffmöbel „Componibili“ von Kartell, hier in den Farben Orange, Azurblau, Malve, Taube und Bordeaux. © Kartell

 
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Die runden, modularen Einheiten des „Componibili“, wie sie sie Anna Castelli Ferrieri 1969 entwarf. © Centrokappa, 1969

 
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„Componibile“ bedeutet im Italienischen „zusammensetzbar“. Ursprünglich hieß das Möbelsystem „Mobile 4970/84“ – und war quadratisch. Die runde Version gibt es erst seit 1969. Valerio Castelli, der Sohn der Gestalterin und des Kartell-Gründers, erinnert sich: „Ich bin mit ‚Componibili‘ in jeder Ecke des Hauses aufgewachsen, v. a. den quadratischen. Meine Mutter sagte, sie seien besser. Und sie seien das ursprüngliche Design. Aber weil das Produkt so erfolgreich war, gab sie den Forderungen der Marketing-Abteilung nach und entwarf eine runde Version. Architekten richten sich nicht gern nach dem Markt, in diesem Fall war es genauso. Meine Mutter änderte also ihre Version der Geschichte und sagte, dass die runde Version das Original-Design war.“

Abschied vom formellen Wohnen

Das kleine, runde Kunststoffmöbel ist nicht nur ein kommerzieller Dauerbrenner, es hat laut Kartell das Wohndesign revolutioniert: Die 1967 lancierten „Componibili“ markieren sowohl von ihrer Typologie als auch vom Material her den Abschied vom formellen Wohnen. Der freiere Lebensstil brachte eine Veränderung im Wohnen mit sich. Die klassische Raumaufteilung hatte genauso ausgedient wie die Komplettgarnitur bestehend aus schwerer Schrankwand, Anrichte, Tisch und Stühlen. Die Stapelcontainer waren flexibel, handlich und funktional. Und sie waren die ersten kombinierbaren Modulelemente aus dem neuartigen Material ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer), aus dem sie bis heute gefertigt werden.

Neues nachhaltiges Material

Auch die Gussformen sind übrigens immer noch die gleichen wie damals. Sie werden heute in einer neuen Version, dem „Componibili Bio“, aus einem nachhaltigen Werkstoff hergestellt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Materialien und Oberflächen sorgt dafür, dass der Designklassiker auch nach über 50 Jahren ein außergewöhnliches Einrichtungselement bleibt.