07.05.14 – Designgeschichten

Franz Schleiß und das „Grüngeflammte“

Es läuft und läuft und läuft: Das „Grüngeflammte“ ist ein so berühmter Dekor, dass es sich auch in unserer „Klassiker des Monats“-Rubrik gut machen würde.

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Tradition ganz modern: Das «Grüngeflammte» wird von der Gmundner Keramik Manufaktur heute z.B. auch auf Espressotassen umgesetzt.

 
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Kannen wie diese werden in Formen gegossen, die jeweils nur ca. 40 Mal verwendet werden können.

 
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Als der österreichische Hafner Franz Schleiß 1843 in Gmunden seine Keramikwerkstatt eröffnete, schmückte das Muster mit den grünen Kringeln schon seit über 200 Jahren Ofenkacheln und Geschirr. Klar, dass er es neben figürlich bemalten Stücken fertigte. Und auch sein Sohn Leopold hatte das «Grüngeflammte» im Repertoire.

Er perfektionierte aber die Glasur so, dass der Münchner Architekt Gabriel von Seidl (er erbaute z.B. die Lenbach-Villa in der bayerischen Landeshauptstadt) die Kachelöfen für seine Bauwerke aus den Schleiß-Werkstätten bezog. Das Muster aus den scheinbar unregelmäßig verlaufenden grünen Linien, die dennoch alle genau in ihrem Ausgangspunkt münden, ist in seiner Einfachheit zeitlos — und deswegen auch heute noch aktuell.

Kaum ein Geschirr, heißt es stolz aus der Gmundner Keramikmanufaktur (die aus den Schleiß‘schen Werkstätten entstanden ist), hat so viel Österreich in die Welt getragen wie das «Grüngeflammte». Wie früher werden die Teller, Krüge oder Tassen von Hand in der Stadt am Traunsee gefertigt. Vom Anmischen der Rohstoffe in einem Bottich über das Drehen der Teller und das Gießen der Kaffee- oder Milchkännchen, die Feinkorrektur bis hin zur Bemalung, dem Auftragen der «Flammen», erfolgt alles vor Ort.

Bis zu 60 Mal gehen die Gmundner Stücke durch die Hände der Keramik-Spezialisten, und obwohl bis zu 5000 Produkte täglich hergestellt werden, sind alle Unikate — so wie zu Zeiten von Franz Schleiß. Etwas allerdings ist anders. Früher füllte man die Keramikfarbe in ein Rinderhorn, schnitt dessen Spitze ab und führte es mit wellenförmigen Bewegungen über das zu bemalende Stück.

Die Kühe können aufatmen — heute erzeugt man das Muster mit einer Spritztechnik.

Der Gründervater

1813 in Gmunden geboren.

1832 — 1837 zahlreiche Reisen nach Prag, Karlsbad, Dresden und München.

1843 eröffnet er in Gmunden eine Töpferwerkstatt, aus der die heutige Gmundner Keramik Manufaktur hervorgehen wird.

Insgesamt 15 Jahre ist er Bürgermeister von Gmunden, 1882 wird er Ehrenbürger der Stadt.

1883 übergibt er die Werkstatt an seinen Sohn Leopold.

1887 stirbt er.

Das Produkt

Die «geflammten» Dekore von Gmundner gibt es einfarbig, in Grün, Gelb, Blau, Grau und Rot, und mehrfarbig in den Dessins «Landlust», «Traunsee» und «Buntgeflammt».

Neben Geschirrteilen wie Krügen, Kannen, Schalen, Tassen und Tellern gibt es Tischzubehör wie Salz- und Pfefferstreuer und Wohnaccessoires wie Vasen und Windlichter in den Dekoren.

Abgerundet wird der Tischauftritt mit Papierservietten in den Dekoren.