22.09.22 – HDE
Wirtschaftshilfen gegen Energiekrise
Wegen der seit Jahresbeginn um fast 150 % gestiegenen Energiepreise fürchten mittlerweile mehr als die Hälfte der Handelsunternehmen um ihre Existenz.
Eine aktuelle Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter 900 Unternehmen aller Standorte, Branchen und Größenklassen zeigt: Mehr als die Hälfte aller Betriebe ist in der Existenz bedroht. Der HDE fordert deshalb die schnelle Ausweitung der angekündigten Wirtschaftshilfen des Staates auf Handelsunternehmen, die die enormen Energiepreissteigerungen nicht mehr stemmen können.
„Viele Handelsunternehmen sehen keinen Ausweg mehr. Einerseits steigen die Energiepreise enorm, andererseits können die meisten die Kosten aufgrund des harten Wettbewerbs nicht einfach an die Kundinnen und Kunden weitergeben“, erklärt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. In der HDE-Umfrage geben 86 % der Befragten an, sie können steigende Energiekosten nicht oder nicht vollständig auf die Verbraucherpreise aufschlagen. Gleichzeitig wird sich das Problem weiter verstärken. Ein Viertel der Einzelhändler berichtet von Problemen bei der Verlängerung bestehender Verträge oder bei Neuabschluss. Und mehr als 90 % rechnen dauerhaft mit höheren Kosten. Dementsprechend planen mehr als drei Viertel verstärkte Energiesparmaßnahmen. Dass sich 22 % der Handelsunternehmen durch die Energiekosten bereits kurzfristig (in den kommenden zwölf Monaten) in Existenzgefahr sehen, zeigt wie akut die Lage ist. Insgesamt sieht der HDE mehr als jeden zweiten Händler durch die Preisanstiege bei Energie in Gefahr.
„Nach den für viele Händler harten beiden Coronajahren mangelt es vielerorts an finanziellen Rücklagen, um die Energiepreisentwicklung kurzfristig auffangen zu können. Deshalb muss der Staat nun auch dem Einzelhandel unter die Arme greifen“, so Genth weiter. Zudem spürt die Branche die konjunkturelle Eintrübung bereits jetzt sehr deutlich. Die Konsumstimmung ist im Keller. Für das zweite Halbjahr rechnet der HDE für den Einzelhandel insgesamt mit einem realen durchschnittlichen Umsatzrückgang von fünf Prozent zum Vorjahr. In einzelnen Branchen, insbesondere dem innerstädtischen Non-Food-handel, liegt der Umsatz jedoch immer noch um bis zu 20 % unter dem Vorkrisenniveau aus 2019. Bei den bisherigen Hilfsprogrammen fällt die Branche aber bisher durch das Raster. Weder beim Entlastungspaket III noch beim Energiekostendämpfungsprogramm kommt der Einzelhandel zum Zug.
„Der Einzelhandel ist mit insgesamt 35 Terawattstunden pro Jahr einer der größten Energienutzer in Deutschland, wird aber nicht als energieintensiv eingestuft. Der steile Anstieg der Energiekosten stellt sämtliche Kalkulationen auf den Kopf und bringt viele Handelsunternehmen in aus eigener Kraft unauflösbare Situationen“, so Genth. Gleichzeitig betont der HDE-Hauptgeschäftsführer die großen Anstrengungen der Branche, Energie einzusparen. Die HDE-Klimaschutzoffensive berät bereits seit einigen Jahren vor allem mittelständische und kleine Handelsunternehmen bei entsprechenden Vorhaben.