16.05.14 – Made in Germany

Gefahr für Gütesiegel?

Bisher gibt es keine einheitliche Regelung zur Verwendung des Siegels «Made in Germany».

Die EU-Kommission plant, dies zu ändern.

Ja zu Deutschland

Der Verein Ja zu Deutschland, der das hier abgebildete Zertifikat «Made in Germany» vergibt, befürwortet die Pläne der EU-Kommission.

 

In Zukunft soll die Angabe des Herkunftslandes für alle Verbraucherprodukte verpflichtend sein.

Eine Ausnahme gibt es nur für Lebensmittel.

Die neue Verordnung ist für alle in der EU hergestellten oder vertriebenen Waren vorgesehen und soll Verbrauchern eine bessere Rückverfolgung ermöglichen. Für die Bestimmung der Herkunft eines Produktes soll man sich am EU-Zollkodex orientieren: Bisher sieht das Zollrecht vor, dass Waren in dem Land ihren Ursprung haben, in dem sie der letzten wesentlichen und wirtschaftlich gerechtfertigten Be- oder Verarbeitung unterzogen worden sind.

In Zukunft würden an Stelle der Qualitätsmerkmale jedoch die Wertschöpfungsanteile oder Werte einzelner Zulieferkomponenten treten. Künftig muss ein Produkt zu 45 % in dem Land gefertigt werden, dessen Namen es tragen darf.

Kritik und Zustimmung

«Das ist in Zeiten globaler Lieferketten nicht nur völlig realitätsfremd, es führt auch dazu, dass das bisherige Qualitätssiegel ‚Made in Germany‘ zur Bedeutungslosigkeit verkommt», sagte Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertages, gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Auch Markus Stock, Delegierter der österreichischen Wirtschaftskammer in Brüssel, äußerte in diesem Bericht sein Unverständnis: «Was geschieht mit dem Tennisschläger, der von einem, sagen wir, österreichischen Fabrikanten entworfen, aber in einem anderen Land zusammengebaut wird?»

Ja zu Deutschland

Ein Befürworter der neuen Idee ist hingegen der Oldenburger Verein Ja zu Deutschland, der 2011 zum Schutz des Nachweises «Made in Germany» ein gleichnamiges Zertifikat entwickelt hat. Dieses erhalten nur Unternehmen und Wirtschaftsgüter, die sich zum Standort Deutschland bekennen, sich auf der Internetplattform des Vereins registrieren und dessen auditiertes Wirtschaftsgut eine Wertschöpfungstiefe von mehr als 50 % im Herkunftsland Deutschland aufweist.

Bundesregierung ist dagegen

Damit die zollrechtlichen Neuregelungen zur Bestimmung des Herkunftslandes in Kraft treten, müssen noch Parlament und die EU-Staaten zustimmen.

Die Mehrheit ist derzeit dafür, 16 Mitgliedsstaaten wie z.B. Deutschland, Belgien und Großbritannien sind laut Medienberichten allerdings dagegen. Denn hierzulande fürchten insbesondere Vertreter der Industrie, dass das Gütesiegel «Made in Germany» als Sinnbild für Qualität, Design und deutsche Fertigung gefährdet wird.

Da die Meinungen in dieser Frage also weit auseinandergehen, wird es auf Nachfrage von stil & markt «in dieser Legislaturperiode des Europäischen Parlaments keine Weiterentwicklung oder Einigung mehr geben», so Margot Tuzina von der Pressestelle der Vertretung der EU- Kommission in Berlin.