08.02.14 – Fachgeschäft des Monats

«Ethik küsst Ästhetik»

«Lustvolles Einkaufen, das Sinn macht.» Diese Vision will Changemaker aus der Schweiz mit seinem Ladenkonzept umsetzen. Im Mittelpunkt stehen dabei Produkte, die in puncto Nachhaltigkeit, Fairtrade, Ökologie, Recycling und Energieeffizienz überzeugen. Eines der sechs Geschäfte befindet sich seit 2011 in Luzern.

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Als Hauptwarenträger setzt Changemaker Regale ein, doch auch auf Tischen werden z.B. Kerzen oder Windlichter präsentiert.

 
Susanne Schmid

Susanne Schmid hatte den Wunsch nach einer sinnstiftenden und nachhaltigen Tätigkeit – und hat sie als Geschäftsführerin bei Changemaker gefunden.

 
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Jedes Produkt hat seine eigene Geschichte - und bei Changemaker soll sie stets eine gute sein. Statt Massenware oder großen Labels findet man in den Läden Produkte von fair entlohnten Arbeitern sowie von Kleinmanufakturen, die ihre Verantwortung gegenüber Umwelt und Natur ernst nehmen. «Ich möchte Menschen begeistern, die Wert auf Nachhaltigkeit, Fairness und ökologische Aspekte legen, aber auch hinsichtlich Design, Qualität und Zeitgeist keine Kompromisse eingehen», erklärt Gerhard Friesacher, Initiator und Inhaber von Changemaker.

Gemeinsam mit der Geschäftsführerin und leitenden Einkäuferin Susanne Schmid gründete er 2009 das Unternehmen und ließ sich eineinhalb Jahre Zeit für die Entwicklung des Geschäftsmodells. Die ersten beiden Läden eröffneten 2010 in Zürich und Bern, ein Jahr später folgten die Geschäfte in Thun und Luzern sowie 2012 in Basel und Winterthur. In diesen größten deutschsprachigen Städten der Schweiz findet das 40-köpfige Team seine Zielgruppe - nämlich Menschen, die beim Einkaufen auf Fairness und ihr «grünes Gewissen» achten. «Vier weitere Läden sollen dieses und nächstes Jahr folgen. Längerfristig wäre auch eine Expansion nach Deutschland oder Österreich denkbar», erklärt Susanne Schmid.

Faire Produkte für bewusste Kunden

Die Vision, nicht nur sich selbst, sondern auch anderen etwas Gutes zu tun, drückt sich bereits im Firmennamen aus: «Change» steht für die Veränderung, die das Unternehmen durch sein Konzept bewirken möchte, «maker» für die Kunden, die dieses Ziel durch ihren Einkauf unterstützen. In Bezug auf die Lieferanten erklärt «Change», was die jeweilige Marke ausmacht, und «maker», wer hinter den Produkten steht. Kleine Symbole kennzeichnen bei einem Artikel, über welche nachhaltigen oder sozialen Eigenschaften er verfügt. Damit ein Produkt ins Sortiment aufgenommen wird, muss es mindestens zwei von insgesamt sieben Changemaker-Kriterien erfüllen.

Das zentrale Motto lautet, «Ethik küsst Ästhetik», und spiegelt sich in den ausgewählten Wohn- und Modeaccessoires, Elektroartikeln und Büchern sowie bei Papeterie, Kosmetik, Spielwaren, Schmuck, Tee, Kaffee und Schokolade wider. «Bei der Auswahl legen wir z.B. Wert auf Produkte mit einer Geschichte, einen lokalen Bezug oder auf kleine Produzenten», erläutert die Geschäftsführerin. Aufgebaut wie ein Concept Store, deckt auch das zweistöckige, 130 m² große Geschäft in Luzern die verschiedenen Bereiche ab. Wer außerhalb der Schweiz wohnt, kann etwa 1000 Artikel im eigenen Online-Shop kaufen. Dabei stammen 60 bis 70 % der Fairtrade zertifizierten Produzenten aus Entwicklungsländern, der Rest sind soziale Institutionen aus der Schweiz, Deutschland und Europa.

Einer der wichtigsten Lieferanten ist das Label Womenepal der Women’s Foundation in Nepal. Die Stiftung betreibt ein Frauenhaus, eine Kinderkrippe und eine Weberei, in der Frauen als Weberinnen ausgebildet werden. Jedes Jahr fertigen sie mehrere Schal-Kollektionen an. Bei der englischen Marke Nkuku, deren Namensgeber ein kleines Dorf in Zambia ist, liegt das Augenmerk vor allem auf Recyclingmaterialien. Die Produkte wie z.B. Kissen, Vasen, Kerzenständer oder Bilderrahmen entstehen aus Baumwoll-Restbeständen aus der Bekleidungsindustrie, ausgedienten Saris aus Indien oder Mangobäumen, die keine Früchte mehr tragen. Ebenfalls Fairtrade zertifiziert ist das französische Label Ekobo, das von Menschen aus vietnamesischen Dörfern Bambusprodukte fertigen lässt. Weitere Beispiele von Changemaker-Lieferanten sind Royal Knit aus Peru mit Plaids und Schals, die Schweizer Marken Atelier Avanzar und Schreif, die Taschen in Ecuador bzw. El Salvador fertigen lassen, sowie Mirabelle aus Großbritannien und Allpa aus Peru mit Schmuck.

Kombination von Handwerk und Design

Damit die Produkte im Geschäft wirken können, gestaltete der österreichische Architekt Bernd Steinhuber helle Möbel in Weiß und Beige. Hauptsächlich wird die Ware in Regalen präsentiert, aber auch Kuben, Tische, Stangen mit Haken oder Antiquitäten kommen zum Einsatz. «Mit einer alten Vitrine oder einem gebrauchten Koffer greifen wir das Thema Wiederverwertung auf und unterstützen damit gleichzeitig unsere Firmenphilosophie», erklärt Susanne Schmid. Die Einkäuferin lässt sich auf Messen wie der Ambiente, Maison&Objet oder Top Drawer inspirieren und recherchiert im Internet nach möglichen Betrieben. Zweimal im Jahr reist sie außerdem nach Asien und sucht bei Besuchen bestehender Lieferanten vor Ort nach passenden Unternehmen.«Mittlerweile haben wir auch das Glück, dass wir von Firmen angefragt werden», so Schmid.

Um den Kunden die Geschichte hinter einem Produkt zu erzählen, werden alle Mitarbeiter geschult. In Luzern kümmern sich eine Vollzeit- und vier Teilzeitkräfte um die Beratung, packen Geschenke ein und geben Kunden kleine Informationskärtchen zu ihren gekauften Waren mit. Früher wurden monatlich Produzenten eingeladen, um den Austausch zwischen ihnen und den Kunden zu ermöglichen. «Diese Idee wollen wir fortführen, jedoch mit einem veränderten Konzept», erklärt die Geschäftsführerin. Mit der Idee Changemaker möchte sie auch in Zukunft dazu beitragen, «nicht ideologisch getrieben, sondern mit der nötigen Wirtschaftlichkeit unserer Zeit jahrhundertealte Handwerkstraditionen mit modernem Design» zu vereinen.

Changemaker, Luzern

Gegründet: 2010, Geschäft in Luzern 2011.

Inhaber: Gerhard Friesacher; Geschäftsführer: Susanne Schmid.

Verkaufsfläche: 130 m².

Sortiment: Geschenke, Wohn- und Modeaccessoires, Feinkost, Schmuck, Kosmetik, Spielwaren, Papeterie.

Ladenbau und Warenpräsentation: Bernd Steinhuber.

Besonderheit: Bei der Auswahl der Produkte aus aller Welt wird großer Wert auf Fairtrade, nachhaltige und ökologische Aspekte gelegt.

Top-Ten-Lieferanten: anne-claire petit, Ekobo, En Gry&Sif, Holstee, Luna Design, Mirabelle, Royal Knit, side by side, Werkhaus, Womenepal.

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