09.02.15 – Interview mit alfi-Geschäftsführer Bernhard Mittelmann
Chance für deutliches Wachstum
Es war eine erfreuliche Nachricht für die Branche: Im Herbst 2014 wurde alfi an die US-amerikanische Thermos-Gruppe verkauft.
Welche Synergieeffekte sich dadurch für das Wertheimer Unternehmen ergeben, wie der deutsche Fachhandel dadurch profitiert und wie sich alfi auf der Ambiente präsentieren wird, erläuterte Geschäftsführer Bernhard Mittelmann im Gespräch mit stil& markt.
stil& markt: Welche Auswirkungen wird der Verkauf von alfi an Thermos für den Fachhandel haben?
Bernhard Mittelmann: Die Grundidee war ja, dass wir– alfi und Thermos– uns die Welt so ein bisschen aufteilen. Thermos ist extrem stark in Asien und Nordamerika, allerdings nicht so stark in Europa. Alfi ist stark in Europa mit einem relativ großen Schwerpunkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Zukunft soll eine größtmögliche Autonomie der Länder und Regionen herrschen. Der Vertriebsmitarbeiter, der für eine bestimmte Region zuständig ist, soll also größtmögliche Freiheit haben in dem, was er mit der Marke in dem jeweiligen Land macht. Ein chinesischer Partner z.B. entscheidet, welche die beste Preispolitik ist, um ein alfi-Produkt in China zu verkaufen, ein Amerikaner entscheidet für Amerika. Der Umkehrschluss für die Zukunft lautet: Wir entscheiden in Europa, wie wir alfi und wie wir Thermos vermarkten.
Der deutschsprachige Haushaltswarenfachhandel kann Thermos-Produkte künftig über uns beziehen. Wir werden allerdings keine eigene Gesellschaft dafür gründen, sondern innerhalb unserer alfi GmbH eine zweite Sortimentsschiene mit Thermos-Produkten aufbauen. Diese werden dann vom alfi-Lager aus an die Fachhandelspartner geliefert, die Logistik liegt in unserer Hand. Der Fachhändler erhält alsoüber seinen bewährten Ansprechpartner bei alfi ein ausgewähltes Thermos-Sortiment.
stil& markt: Das Sortiment von alfi und Thermos ist ähnlich ausgerichtet. Welche Angrenzungen werden getroffen?
Bernhard Mittelmann: Alfi bietet ja sowohl Produkte aus dem Bereich Table Top– also Isolierkannen, Flaschenkühler, Pumpkannen etc. – als auch aus dem Bereich Outdoor an, allen voran die Isolierflaschen. Thermos hingegen hat bis auf wenige Ausnahmen kein Table-Top-Sortiment im Programm, sondern bedient ausschließlich das Outdoor-Segment. Der wesentliche Unterschied im Outdoor-Sortiment ist, dass alfi aus der Haushaltswarenbranche kommt und aus diesem Blickwinkel die Outdoor-Artikel entwickelt hat. Alfi bietet hier Produkte an, die man eher im Interieurbereich findet, die man für seine Kinder oder Enkelkinder kauft und die man in einem Haushaltswarengeschäft und nicht im Sportartikelhandel sucht. Wir sind mehr allgemein aufgestellt, führen eher Allroundartikel. So soll es auch bleiben. Unser Sortiment muss vom Niveau, von der Qualität und der Preislage her ins Haushaltswarengeschäft passen.
Thermos hingegen hat im Outdoor-Bereich ein wesentlich größeres Sortiment als wir und kann auch andere Zielgruppen ansprechen. Die Artikel sind sportiver, maskuliner und auf spezielle Sportarten zugeschnitten. Thermos bietet auch Preislagen bzw. Einstiegsqualitäten, die auf der Großfläche relevant sein können, ist also wesentlich breiter aufgestellt als alfi.
Wir bleiben mit alfi weiter bei der bewährten Aufteilung Table Top und Outdoor, von der Sortimentsphilosophie her ändert sich also gar nichts. Wir sind jetzt auch wieder freier in der Produktentwicklung. In den nächsten Jahren wird es von alfi sicher viele und vielleicht auch etwas ungewöhnlichere undüberraschende Neuheiten geben.
stil& markt: Wie wird alfi auf der Ambiente auftreten?
Bernhard Mittelmann: Auf der Ambiente werden wir das selektive Thermos-Sortiment, das über alfi erhältlich sein wird, erstmals am alfi-Stand in Halle 3 vorstellen. Thermos selbst hat zwar einen eigenen Messestand in Halle 6, es wäre aber vom Handling schwierig, den Fachbesucher von Halle 3 in Halle 6 zu schicken. alfi und Thermos werden sich also gewissermaßen in Halle 3 an einem Gemeinschaftsstand präsentieren, das ist allerdings nur eine Zwischenlösung. Ziel für 2016 ist, dies zu optimieren. Der alfi-Stand wird in diesem Jahr um 180 Grad nach vorne gedreht. Dadurch liegt er dann gegenüber dem Halleneingang, der stärker frequentiert ist.
stil& markt: Welche Chancen sehen Sie für alfi in der Zusammenarbeit mit Thermos?
Bernhard Mittelmann: Wir haben viele neue Möglichkeiten. Thermos Outdoor und Premium alfi sind gemeinsam Weltmarktführer für Isoliergefäße, alfi im Bereich Premium-Isoliergefäße, Thermos im Bereich Outdoor-Isoliergefäße. Thermos ist ja in Asien und USA sehr erfolgreich unterwegs. Diesen Erfolg wollen wir auch auf Europa übertragen und gleichzeitig mit alfi deutlich mehr Umsatz sowie Markenbekanntheit und -image erzielen als das heute der Fall ist. Ziel ist, in fünf Jahren die Marke Thermos fest in Europa etabliert zu haben.
Alfi selbst ist komplett übernommen worden und soll auch komplett weiter betrieben werden. Es wird auch keine Detailauslagerungen geben. Ein wesentlicher Punkt bei der Kaufentscheidung ist ja auch die Eigenfertigung am Standort gewesen. Ich bin mir absolut sicher, dass wir durch das dichtere Netzwerk, das Thermos in Asien hat, deutlich mehr alfi-Produkte ‚Made in Germany‘ in China verkaufen können als es bisher gelungen ist. Insofern wird es nochmal eine deutliche Expansion der Kapazitäten in der Eigenfertigung geben, da werden wir sicher in den nächsten Monaten und Jahren auch investieren müssen. Alfi hat die Chance, in den nächsten Jahren noch deutlich zu wachsen, auch in der Mitarbeiterzahl.