01.07.14 – Fachgeschäft des Monats

So steigert man gut

Als wir 2002 zum ersten Mal das Eckhaus besuchten, fanden wir es so gut, dass es damals schon zum Fachgeschäft des Monats wurde.

Zwölf Jahre später konnten wir feststellen, dass Gutes noch besser werden kann - und küren die Würzburger Adresse für Wohnen, Schenken und Genießen zum zweiten Mal zum Fachgeschäft des Monats.

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Gediegen und edel: Produkte im urbanen Landhausstil, mit denen sich das Eckhaus einen Namen gemacht hat, sind nach wie vor ein wichtiger Sortimentsbestandteil.

 
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Im neuen Eckhaus-Café können die Kunden Kaffee und mehr genießen - und sich von Warenpräsentationen zum Kauf einladen lassen.

 
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Die Inhaber Birgit und Martin Oechsner haben nicht nur einiges Geld («davon hätte man sich ein schönes Einfamilienhaus kaufen können»), sondern vor allem Ideen in einen Umbau investiert. Er hat ihrem Laden neue Dimensionen hinzugefügt, ohne seinen Charakter zu ändern. Nach wie vor bietet das Eckhaus Schönes und Stilvolles, das nicht überall zu finden ist. Aber die Produkte können jetzt großzügiger präsentiert werden. Die Fläche hat sich mit der Integration des historischen Kellergewölbes auf 350 m² verdoppelt. «Wir haben das Sortiment nicht unbedingt erweitert», sagt Birgit Oechsner, «sondern mehr Raum dafür geschaffen.»

Das neue Eckhaus wirkt offener und lädt die Kunden noch stärker dazu ein, die neuen Räume zu erkunden. Gleich hinter der Kassentheke, die im Eingangsbereich positioniert ist, werden edle Produkte (Stichwort urbaner Landhausstil) in Szene gesetzt. Hier kann man z.B. Manufakturporzellan von KPM und Fürstenberg kaufen. Auf der anderen Seite wird es bunt und poppig, z.B. mit Gartenmöbeln von Fermob oder Wohnaccessoires von Rice. Danach stimmt eine kleine Foodabteilung auf die größte Neuerung ein, die mit dem Umbau eingeführt wurde: das Café-Bistro.

Der Aufwand hat sich gelohnt

Es wirkt mit seiner modernen Eckbank, die mit bunten Kissen bestückt ist, den verschiedenen Hockern, dem Wandkamin und den großformatigen Bildern wie ein trendig eingerichtetes Esszimmer. 20 Sitzplätze gibt es im Innen-, weitere 20 im Außenbereich, direkt vor dem Eingang des Geschäftes, der an einen kleinen Platz angrenzt. Alles im Café - von Tischen über die Stühle bis hin zu den Sitzauflagen - steht natürlich auch zum Verkauf. An der Café-Theke werden Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato - im Sommer auch geeist - zubereitet. «Wir legen außerdem Wert darauf, Getränke anzubieten, die es nicht überall gibt», sagt Birgit Oechsner. Richtig gute Eistees z.B. oder Riesling von heimischen Winzern. Kuchen und Croissant beziehen die Oechsners von ausgewählten Konditoren.

Leicht verdient werde Geld mit so einer Gastronomie nicht, betonen die beiden. Der organisatorische Aufwand sei sehr hoch. Schon während des Umbaus, weil eine Mitarbeiter- und Behindertentoilette installiert werden musste. Der Mitarbeiterstamm wurde aufgestockt. Das Team besteht jetzt aus 20 Kräften, sechs davon sind fest angestellt.

Aber bereut haben sie die Entscheidung nicht. Auch wegen der Synergie-Effekte zwischen Café und Laden. Kunden, die für über 100 Euro einkaufen, erhalten einen Gutschein fürs Café. Und falls es mal zu Wartezeiten kommt, wenn z.B. ein Geschenk verpackt wird, wird auf Kosten des Eckhauses ein Kaffee ausgeschenkt. Wer beim Essen und Trinken die Blicke schweifen lässt, könnte Lust auf weitere Kaufentdeckungen bekommen. Direkt hinter der Theke führt eine Treppe ins Kellergewölbe, wo es unter den historischen Gewölbebogen weitere Wohnideen zu sehen gibt.

Die Mischung macht‘s

Der neuen Gastronomie ist es ebenfalls zu verdanken, dass die Oechsners zusätzlich im Bereich Objektplanung und Inneneinrichtung tätig sind: «Diese Aufträge haben sich durch das Café ergeben, die Kommunikation wird dadurch einfach gefördert.» Eigentlich eine logische Konsequenz aus dem bisherigen Werdegang des Paares. Beide haben Kunstgeschichte studiert, sie arbeitete schon während des Studiums in Einrichtungshäusern, er war Gutachter für Denkmalpflege, bevor sie 1993 das Eckhaus eröffneten. Sie haben ein Gespür für Schönes: «Als Kunsthistoriker haben wir sehen gelernt.»

Sie können auf ihren Geschmack vertrauen. In ihr Sortiment nehmen sie immer wieder Dinge auf, die nicht unbedingt von renommierten Herstellern stammen oder bei denen man sicher sein kann, dass sie sich gut verkaufen. Aber es sind Produkte, die den beiden persönlich gut gefallen. Das sei wichtig fürs Geschäft, weil auch dadurch das Sortiment unverwechselbar werde. Ihr Angebot stellen sie auf Messen wie der Ambiente, der Maison&Objet oder der TrendSet zusammen, jetzt haben sie zudem Gastronomie-Messen in ihren Terminplan aufgenommen. Natürlich gucken sie, wenn sie in anderen Städten unterwegs sind, auch, was Händlerkollegen so machen. Bei den Kunden kommt die ganz spezielle Eckhaus-Mischung gut an.

Man kann das Geschäft mittlerweile mit Fug und Recht als Würzburger Institution bezeichnen. Die Oechsners haben viele Stammkunden mit sehr gemischter Altersstruktur. Hochpreisige Artikel werden häufig auch von Touristen gekauft. Der Standort des Geschäftes zwischen dem Marktplatz der Main-Stadt und dem Rathaus wirkt hier natürlich, da beste Lauflage, verkaufsfördernd.

Die Ideen gehen nicht aus

Die vielen Schaufenster, die immer wieder neu dekoriert werden, sind dabei die besten Kauflust-Macher. «Sie sind unsere Werbung», sagt Birgit Oechsner. Auf Anzeigen oder andere Promotionsmaßnahmen kann das Eckhaus verzichten. Man bleibt im Gespräch, nicht erst durch den Umbau. Durch das Sortiment, durch das Café, durch karitatives Engagement. Bei der letztjährigen Weihnachtsaktion z.B. kamen durch den Verkauf reduzierter Einzelstücke 700 Euro für eine Würzburger Mutter-Kind-Einrichtung zusammen.

Über die mehr als 70 Stunden Arbeit pro Woche beklagen sich die Oechsners nicht: «Das fällt uns nicht schwer, weil es uns Spaß macht.» Die beiden haben dabei noch Zeit und Lust für neue Ideen. Im Haus vermieten sie zwei hochwertig ausgestattete Ferienwohnungen, eine weitere entsteht zurzeit im nahe gelegenen Eibelstadt in einem Turm, der im 15. Jahrhundert gebaut wurde. Mit Antiquitäten eingerichtet, die natürlich auch gekauft werden können, wird sie Ende des Jahres bezugsfertig sein. Im Kellergewölbe des Eckhauses in Würzburg sollen, so planen sie, ab und zu kleine Events stattfinden. «Alles hat eine Eigendynamik, Dinge entwickeln sich», erklärt Birgit Oechsner. Beim Eckhaus, das ist nach diesem Besuch klar, immer zum Besseren.

Eckhaus, Würzburg

Gegründet 1993.

Inhaber: Birgit und Martin Oechsner.

Sortiment: Wohnaccessoires, Heimtextilien, Geschenkartikel, Produkte für den gedeckten Tisch, Bekleidung, Taschen, Modeschmuck, Gewürze und Feinkost.

Ladenbau: intern, eigene Planung.

Besonderheit: Das Eckhaus hat mit dem Umbau mehr Raum für sein unverwechselbares Sortiment geschaffen; das neue Café-Bistro und das Fachgeschäft befruchten sich gegenseitig.

Top-Ten-Lieferanten: Broste Copenhagen, daff, Dibbern, Fermob, GreenGate, House Doctor, Lexington, Longchamp, Oleana, Weishäupl.